Psoas-Impingement nach Hüft-TEP: Ursachen, Symptome und Therapiemöglichkeiten

ENDOPROTHETICUM Rhein-Main / Prof. Dr. med. K.P. Kutzner

Leistenschmerzen nach Hüftprothese - was spricht für ein Psoas-Impingement?

Das Psoas-Impingement ist eine bekannte Komplikation nach einer Hüft-Totalendoprothese (Hüft-TEP). Diese Problematik entsteht durch eine mechanische Irritation der Sehne des Musculus iliopsoas (Hüftbeuger), was häufig eine Entzündungsreaktion zur Folge hat. Ein entscheidender Faktor dafür kann eine verminderte Anteversion des Pfannenimplantats sein, die die Bewegungsfreiheit des Hüftbeugemuskels einschränkt.


Was ist Anteversion?

Die Anteversion beschreibt die Neigung der Hüftgelenkpfanne nach vorne. Sie ist entscheidend, um die Beweglichkeit und Stabilität des künstlichen Hüftgelenks zu gewährleisten und Konflikte mit umgebenden Strukturen zu vermeiden. Ist die Anteversion zu gering, kann die Vorderkante der Pfanne die Sehne des Iliopsoas reizen, insbesondere bei Bewegungen wie dem Anheben des Beins. Eine suboptimale Stellung des Implantats erhöht somit die Wahrscheinlichkeit für ein Psoas-Impingement.


Ursachen für Psoas-Impingement nach Hüft-TEP

Das Psoas-Impingement entsteht in der Regel durch:

  • Fehlpositionierung der Pfanne: Besonders eine reduzierte Anteversion oder eine zu wenig tiefe Position der Pfanne verstärkt die mechanische Reibung.
  • Überstand des Pfannenrandes: Ein Überhang reizt die Sehne.
  • Muskelatrophie oder -schwäche: Ein geschwächter Iliopsoas führt oft zu einer dysfunktionalen Belastung, die die Sehne überbeansprucht.
  • Vorhandensein von Fremdkörperreaktionen: Gewebereaktionen auf das Implantatmaterial können zusätzlich Schmerzen fördern.


Klassische Symptome des Psoas-Impingements

Patienten mit einem Psoas-Impingement leiden unter folgenden Beschwerden:

  • Leistenschmerzen: Diese treten besonders beim Anheben des Beines (Flexion) und beim Hinsetzen auf. Die Schmerzen können chronisch werden und sich verstärken, je länger die Reizung anhält.
  • Krafteinschränkungen: Patienten berichten häufig von Schwächegefühl im Hüftbeugemuskel, das alltägliche Bewegungen erschwert, wie Treppensteigen oder das Anheben des Beines.
  • Knackgeräusche: Gelegentlich spüren oder hören Betroffene ein Schnappen, wenn die Sehne über den Pfannenrand gleitet.
  • Einschränkungen im Alltag: Der Schmerz kann die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen, indem er sportliche Aktivitäten oder längere Gehstrecken limitiert.


Diagnostik des Psoas-Impingements

Zur sicheren Diagnose werden folgende Methoden eingesetzt:

  • Klinische Untersuchung: Der Arzt prüft typische Symptome wie Leistenschmerzen bei passiver Hüftbeugung und -rotation.
  • Diagnostische Infiltration: Die Sehne wird mit lokalem Betäubungsmittel angespritzt. Sind damit die Symptome kurzfristig verschwunden ist ein Psoas-Impingement wahrscheinlich.
  • Bildgebende Verfahren: Röntgen und CT können Fehlstellungen des Pfannenimplantats oder mechanische Konflikte darstellen.
  • Ultraschalluntersuchung: Zeigt eventuell eine Entzündung oder Schwellung der Sehne.
  • MRT: Besonders hilfreich zur Darstellung von Weichteilen und entzündlichen Prozessen.


Therapiemöglichkeiten des Psoas-Impingements nach Hüft-TEP

Es gibt verschiedene Ansätze, ein Psoas-Impingement zu behandeln:

Konservative Therapie:

  • Physiotherapie: Spezielle Übungen zur Kräftigung und Mobilisierung des Iliopsoas können die Symptome lindern. Eine professionelle Anleitung ist entscheidend, um den Muskel zu entlasten und Fehlbewegungen zu vermeiden.
  • Medikamentöse Behandlung: Entzündungshemmende Medikamente (z. B. NSAR) helfen, die Schwellung und Schmerzen zu reduzieren.
  • Injektionen: Kortikosteroid-Injektionen in die Iliopsoas-Sehne können kurzfristig Schmerzen lindern.

Operative Therapie:

  • Pfannenwechsel: Bei einer suboptimal positionierten Hüftpfanne kann eine operative Reposition notwendig sein, um die Anteversion zu korrigieren.
  • Sehnenrelease: In schwerwiegenden Fällen wird die Iliopsoas-Sehne chirurgisch verlängert oder entlastet. Dieses Verfahren sollte jedoch gut abgewogen werden, da es funktionelle Einschränkungen verursachen kann.


Prävention von Psoas-Impingement

  • Optimale Implantatpositionierung: Eine präzise Planung der Pfannen- und Schaftposition kann Komplikationen vermeiden. Die richtige Anteversionsstellung ist hierbei besonders relevant.
  • Schonung und Rehabilitation: Nach einer Hüft-TEP ist die schrittweise Belastungssteigerung entscheidend, um Überlastungen und Sehnenreizungen zu vermeiden.
  • Regelmäßige Nachkontrollen: Durch Nachsorgeuntersuchungen kann ein beginnendes Psoas-Impingement frühzeitig erkannt und behandelt werden.


Fazit

Das Psoas-Impingement ist eine häufig unterschätzte, aber ernstzunehmende Komplikation nach einer Hüft-TEP. Eine frühzeitige Diagnose und eine individuell abgestimmte Therapie sind entscheidend, um Schmerzen und Funktionseinschränkungen zu reduzieren. Dank moderner Operationsmethoden und verbesserter Implantattechnologien können viele Probleme jedoch bereits im Vorfeld vermieden werden. Das Endoprotheticum Mainz ist auf die optimale Versorgung und Nachsorge von Patienten mit Hüftprothesen spezialisiert und bietet umfassende Beratung und Therapiemöglichkeiten.

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