Hüftschmerzen im Reitsport — was hilft?

ENDOPROTHETICUM Rhein-Main / Prof. Dr. med. K.P. Kutzner

Wenn das Hüftgelenk streikt: Reiten mit Hüftschmerzen

Reiten ist für viele Menschen ein Lebensgefühl. Die enge Verbindung zum Pferd, das Gefühl von Freiheit im Gelände oder die Konzentration auf feine Hilfen in der Dressur: All das macht Reiten einzigartig. Doch wenn die Hüfte nicht mehr mitmacht, wird aus Freude schnell Frust. Hüftschmerzen gehören zu den häufigsten Problemen im Reitsport. Sie können den Sitz verändern, die Kommunikation mit dem Pferd erschweren und im schlimmsten Fall dazu führen, dass das Reiten ganz aufgegeben werden muss.


Warum Hüftschmerzen beim Reiten so belastend sind

Die Hüfte ist eines der wichtigsten Gelenke im menschlichen Körper. Sie verbindet den Oberkörper mit den Beinen, trägt unser gesamtes Körpergewicht und ermöglicht Bewegungen wie Gehen, Sitzen und Treppensteigen. Beim Reiten übernimmt die Hüfte eine noch größere Rolle:

  • Sie ist die „Schaltzentrale“ für den Sitz.
  • Mit feinsten Bewegungen des Beckens steuern wir das Pferd.
  • Ein stabiler, lockerer Sitz ist nur mit gesunden Hüftgelenken möglich.

Wenn die Hüfte schmerzt, leidet nicht nur der Reiter oder die Reiterin, sondern auch das Pferd. Ein verspannter Sitz führt zu unklaren Signalen. Viele Pferde reagieren darauf nervös, widersetzlich oder zeigen Verhaltensänderungen.

Darum gilt: Hüftschmerzen sind nicht nur ein körperliches Problem, sondern betreffen das gesamte Reiter-Pferd-Team.


Typische Beschwerden bei Hüftschmerzen im Reitsport

Hüftprobleme können sehr unterschiedlich aussehen. Besonders im Reitsport treten immer wieder typische Muster auf:

  • Leistenschmerzen beim Sitzen im Sattel: Häufig verspüren Reiter:innen ein Ziehen oder Stechen in der Leiste, vor allem bei langen Reiteinheiten.
  • Schmerzen beim Antraben oder Galoppieren: Dynamische Bewegungen belasten die Hüfte stärker, Beschwerden treten hier besonders oft auf.
  • Bewegungseinschränkung: Manche Betroffene merken, dass sie das Becken nicht mehr locker kippen können oder dass die Beine nicht mehr frei nach außen fallen.
  • Asymmetrischer Sitz: Um Schmerzen zu vermeiden, wird das Gewicht verlagert – das Pferd bekommt dadurch einseitige Hilfen.
  • Ausstrahlungen ins Bein oder Gesäß: Hüftprobleme können Nerven reizen, was zu Schmerzen im Oberschenkel oder Gesäß führt.
  • Probleme beim Aufsitzen oder Absteigen: Manchmal ist nicht das Reiten selbst das Problem, sondern der Weg in und aus dem Sattel.

Viele Reiter:innen erkennen sich in diesen Symptomen wieder. Wichtig ist: Diese Beschwerden sollten ernst genommen werden.


Ursachen von Hüftschmerzen beim Reiten

Die Ursachen sind vielfältig – nicht immer steckt sofort Arthrose dahinter.

1. Muskuläre Probleme

  • Adduktoren (Oberschenkelinnenseite) sind beim Reiten stark gefordert. Sie können verspannen oder verkürzen.
  • Iliopsoas-Muskel (Hüftbeuger) neigt zu Überlastungen, besonders beim langen Sitzen im Sattel.

2. Falscher Sitz oder Sattelprobleme

Ein nicht passender Sattel oder ein schiefer Sitz führen zu Fehlbelastungen. Schon kleine Asymmetrien können große Auswirkungen haben.

3. Hüftgelenkserkrankungen

  • Impingement (FAI): Ein knöcherner Engpass im Hüftgelenk führt zu Schmerzen bei bestimmten Bewegungen.
  • Labrum-Schäden: Die Gelenklippe kann reißen und Schmerzen in der Leiste verursachen.
  • Arthrose (Coxarthrose): Gelenkverschleiß, häufig im höheren Alter oder nach Vorverletzungen.

4. Traumata

Stürze vom Pferd oder direkte Schläge auf die Hüfte können langanhaltende Probleme verursachen.

5. Probleme im Becken oder Iliosakralgelenk

Nicht alle „Hüftschmerzen“ stammen wirklich aus dem Hüftgelenk. Auch das Kreuz-Darmbein-Gelenk (ISG) kann Beschwerden verursachen.


Wie die Diagnose gestellt wird

Ein:e Orthopäd:in oder Spezialist:in für Sportmedizin geht strukturiert vor:

  1. Gespräch (Anamnese): Wann treten die Schmerzen auf? Nur beim Reiten oder auch im Alltag? Gibt es Vorerkrankungen oder Stürze?
  2. Körperliche Untersuchung: Beweglichkeit, spezielle Tests (z. B. Impingement-Test), Muskelstatus.
  3. Bildgebung:
  • Röntgen zeigt Knochenveränderungen und Arthrose.
  • MRT macht Knorpel, Labrum und Muskeln sichtbar.
  • Ultraschall eignet sich für Sehnen und Schleimbeutel.

Funktionelle Analyse: Manche Ärzt:innen beobachten den Reitersitz oder nutzen Videoanalysen.

So kann die Ursache der Hüftschmerzen meist klar eingegrenzt werden.


Behandlung ohne Operation – was wirklich hilft

Viele Hüftprobleme lassen sich zunächst konservativ behandeln. Gerade für Reiter:innen gibt es einige sinnvolle Ansätze:

1. Sitzschulung und Sattelüberprüfung

Ein falsch eingestellter oder unpassender Sattel ist oft die Wurzel des Problems. Ein Reitlehrer oder eine Sitztrainerin kann helfen, den Sitz zu korrigieren.

2. Physiotherapie und Training

  • Mobilisationsübungen für Hüfte und Becken.
  • Dehnung der Adduktoren und Hüftbeuger.
  • Kräftigung der Rumpfmuskulatur für besseren Halt im Sattel.

3. Manuelle Therapie / Osteopathie

Blockaden im Becken oder ISG können gelöst werden.

4. Schmerzmittel oder Injektionen

Vorübergehend können entzündungshemmende Medikamente oder gezielte Spritzen helfen.

5. Belastungsanpassung

Oft hilft es schon, das Training vorübergehend zu reduzieren:

  • Mehr Schritt, weniger Galopp.
  • Kürzere Einheiten.
  • Ergänzende Sportarten wie Schwimmen oder Radfahren.


Trainingstipps für Reiter:innen mit Hüftschmerzen

Hier einige einfache Übungen, die Sie selbst durchführen können:

  • Becken kippen: Im Sitzen oder Liegen das Becken langsam nach vorne und hinten bewegen.
  • Adduktorendehnung: Im Sitzen die Fußsohlen aneinanderlegen und die Knie nach außen fallen lassen.
  • Plank (Unterarmstütz): Kräftigt die Rumpfmuskeln.
  • Balanceübungen auf dem Gymnastikball: Fördert die Sitzstabilität.

Wichtig: Diese Übungen ersetzen keine Physiotherapie, können aber den Heilungsprozess unterstützen.


Wann eine Hüft-OP oder Hüft-TEP sinnvoll ist

Wenn Schmerzen dauerhaft bestehen und die Lebensqualität einschränken, kann eine Operation notwendig werden. Gründe sind z. B.:

  • Fortgeschrittene Arthrose.
  • Labrumrisse oder FAI, die nicht konservativ behandelbar sind.
  • Starke Bewegungseinschränkungen.

Hüft-TEP (Hüftprothese)

Eine Hüft-TEP ist ein künstliches Hüftgelenk, das eingesetzt wird, wenn das eigene Gelenk zu stark geschädigt ist. Ziel: Schmerzfreiheit und Wiederherstellung der Beweglichkeit.

Viele Patient:innen können nach einer Hüft-TEP wieder reiten – meist nach einer Rehabilitationszeit von mehreren Monaten. Studien zeigen: Freizeitreiten ist nach einer Prothese möglich, intensives Turnierreiten sollte jedoch individuell besprochen werden.

Reiten nach einer Hüft-TEP

Die häufigsten Fragen sind: „Kann ich nach der OP wieder in den Sattel?“ und „Wie lange dauert es?“

  • Erste Reha-Phase: Schon am ersten Tag nach der OP wird mit Physiotherapie begonnen.
  • Nach 6–12 Wochen: Alltagstätigkeiten sind meist wieder möglich.
  • Nach 3–6 Monaten: Ein vorsichtiger Einstieg ins Reiten kann gelingen – abhängig von Heilungsverlauf, Muskulatur und Sportart.
  • Langfristig: Viele Reiter:innen berichten, dass sie wieder schmerzfrei im Schritt, Trab und sogar im Galopp reiten können.

Risiken wie Stürze oder extreme Belastungen sollten aber unbedingt berücksichtigt werden. Eine Rücksprache mit dem Operateur ist Pflicht.


Fallbeispiele

  • Freizeitreiterin, 45 Jahre: Hüftschmerzen in der Leiste, Ursache: Adduktorenspannung. Therapie: Physiotherapie + Sitzschulung. Nach 2 Monaten wieder beschwerdefrei.
  • Springreiter, 32 Jahre: Diagnose: Hüft-Impingement. Nach erfolgloser konservativer Therapie arthroskopische Operation. Nach 6 Monaten wieder im Turniersport.
  • Reiterin, 65 Jahre: Fortgeschrittene Arthrose, starke Schmerzen auch im Alltag. Lösung: Hüft-TEP. Nach Reha wieder regelmäßiges Freizeitreiten im Gelände möglich.


Fazit: Was tun bei Hüftschmerzen im Reitsport?

  • Hüftschmerzen sind ein häufiges Problem bei Reiter:innen.
  • Ursachen reichen von muskulären Verspannungen bis zu Arthrose.
  • Eine gründliche Diagnostik ist entscheidend.
  • Konservative Maßnahmen wie Sitzschulung, Physiotherapie und Training helfen vielen Betroffenen.
  • Wenn nötig, kann eine Hüft-OP oder eine Hüft-TEP die Lebensqualität zurückbringen.
  • Reiten ist nach einer Hüft-TEP in vielen Fällen wieder möglich – mit Geduld und gezielter Reha.


Empfehlung: Beratung im Endoprotheticum Rhein-Main

Wenn Sie unter Hüftschmerzen leiden, die Ihr Reiten beeinträchtigen, sollten Sie sich spezialisierte Hilfe holen.

Im Endoprotheticum Rhein-Main in Mainz finden Sie:

  • in Prof. Kutzner einen erfahrenen Spezialisten für Hüfterkrankungen,
  • modernste Diagnostik,
  • und umfassende Betreuung – von konservativer Therapie bis zur Hüft-TEP.

Hier werden Ihre sportlichen Ziele berücksichtigt. Denn das Ziel ist nicht nur Schmerzfreiheit im Alltag, sondern auch die Rückkehr in den Sattel.

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