Endoprothetik und Fettleibigkeit (Adipositas) - Gelenkersatz mit Risiko

ENDOPROTHETICUM Rhein-Main / Prof. Dr. med. K.P. Kutzner

Herausforderungen in der Endoprothetik bei adipösen Patienten (Übergewicht)

Fettleibigkeit, medizinisch als Adipositas bezeichnet (Übergewicht), ist weltweit auf dem Vormarsch. In Deutschland sind laut aktuellen Studien über 25 % der Bevölkerung adipös. Gleichzeitig steigt die Nachfrage nach Endoprothetik an Hüft- und Kniegelenken aufgrund der alternden Gesellschaft. Der Gelenkersatz stellt jedoch gerade bei adipösen Patienten eine besondere Herausforderung dar. Die Kombination aus Adipositas und Endoprothetik ist komplex, da sie sowohl das Risiko perioperativer Komplikationen als auch langfristige Ergebnisse beeinflusst.

Dieser Artikel beleuchtet die Risiken, die optimale Vorbereitung adipöser Patienten auf einen Gelenkersatz und die Bedeutung eines gesunden Stoffwechsels für den Operationserfolg.


Epidemiologie: Adipositas (Fettleibigkeit, Übergewicht) und Gelenkersatz in Zahlen

  • Steigende Zahlen: Mit zunehmender Adipositasprävalenz steigt auch die Anzahl der Patienten, die einen Gelenkersatz benötigen. Rund 50 % der Endoprothetik-Patienten weisen einen erhöhten Body-Mass-Index (BMI) von über 30 auf und sind damit übergewichtig.
  • Höheres Risiko für Arthrose: Adipositas (Übergewicht, Fettleibigkeit) erhöht das Risiko für Arthrose um ein Vielfaches, insbesondere im Bereich der tragenden Gelenke wie Hüfte und Knie.


Warum adipöse Patienten in der Endoprothetik ein höheres Risiko tragen

Erhöhtes Infektionsrisiko

Patienten mit Adipositas (Fettleibigkeit, Übergewicht) haben ein signifikant höheres Risiko für post-operative Infektionen. Gründe dafür sind:

  • Erschwerte Wundheilung: Die reduzierte Durchblutung des Fettgewebes verzögert die Heilung.
  • Höhere Hautoberflächenbelastung: Das Risiko von Hautläsionen und -infektionen im Operationsgebiet steigt.
  • Erhöhter Blutzuckerspiegel: Viele adipöse Patienten leiden unter Diabetes oder insulinresistenter Stoffwechsellage, was die Infektionsanfälligkeit weiter steigert.

Technische Herausforderungen bei der Operation

  • Eingeschränkte Sichtbarkeit: Die dicken Weichteilschichten erschweren den operativen Zugang und die optimale Platzierung der Endoprothese.
  • Längere Operationszeiten: Studien zeigen, dass Operationen bei adipösen Patienten oft mehr Zeit beanspruchen, was das Risiko für perioperative Komplikationen erhöht.

Mechanische Belastung der Prothese

Adipositas führt zu einer übermäßigen mechanischen Beanspruchung der Prothese, was:

  • Lockerungen
  • Frühe Implantatabnutzung
  • und eine erhöhte Revisionsrate zur Folge haben kann.


Vorbereitung adipöser Patienten auf den Gelenkersatz

Die optimale Vorbereitung ist entscheidend, um die Risiken zu minimieren und die Erfolgsaussichten der Operation zu maximieren.

1. Gewichtsreduktion vor der Operation

Ein signifikanter Gewichtsverlust vor der Operation kann:

  • Die mechanische Belastung der Prothese reduzieren,
  • Das Infektionsrisiko senken,
  • Die allgemeine Fitness verbessern und so eine schnellere Rehabilitation ermöglichen.

2. Vorteile eines Gewichtsverlusts

  • Mechanische Vorteile: Reduzierter Druck auf die Gelenke entlastet auch die Prothese.
  • Verbesserte Wundheilung: Ein niedrigerer BMI führt zu einer besseren Durchblutung und optimiert die Heilungsfähigkeit des Körpers.
  • Reduktion systemischer Entzündung: Gewichtsverlust kann entzündliche Prozesse im Körper mindern, die den Operationserfolg negativ beeinflussen könnten.

3. Vorbereitung durch Physiotherapie

  • Kräftigung der umliegenden Muskulatur
  • Optimierung der Mobilität vor dem Eingriff

4. Metabolisches Management

Eine kürzlich publizierte Studie zeigt, dass bei adipösen Patienten in einer katabolen Stoffwechsellage während der Operation ebenfalls das Risiko für Komplikationen steigt. Dies unterstreicht die Wichtigkeit eines stabilen Ernährungs- und Stoffwechselstatus vor dem Eingriff. Es könnte folglich auch von Nachteil sein, das Gewicht in zu forcierter Intensität vor einem endoprothetischen Eingriff zu reduzieren.


Operative Besonderheiten bei adipösen Patienten

Die Implantation eines Gelenkersatzes bei Adipositas (Fettleibigkeit, Übergewicht) erfordert spezialisierte chirurgische Techniken, um Komplikationen zu vermeiden.

Minimal-invasive Techniken

Diese können bei adipösen Patienten von Vorteil sein, da sie den Zugang schonend gestalten und das Risiko für Wundinfektionen minimieren.

Spezialimplantate

Bei übergewichtigen Patienten müssen insbesondere robuste Implantate verwendet werden, sowie ideale Gleitpaarungen, die einer erhöhten mechanischen Belastung standhalten.


Nachsorge und Rehabilitation

Individuelle Rehapläne

Adipöse Patienten benötigen angepasste Pläne, die:

  • Schonende Mobilität fördern,
  • Auf die Belastung der neuen Prothese eingehen,
  • Den Aufbau der Muskulatur schrittweise unterstützen.

Ernährung und Lifestyle

Eine nachhaltige Gewichtsreduktion bleibt auch nach der Operation entscheidend.


Zukunftsperspektiven in der Endoprothetik bei Adipositas (Fettleibigkeit, Übergewicht)

Neue Technologien

  • Robotik und Navigationssysteme: Eröffnen präzisere Implantationsmöglichkeiten.


Fazit

Ein Gelenkersatz bei adipösen Patienten birgt zweifellos spezifische Risiken, kann aber durch eine umfassende Vorbereitung, spezialisierte chirurgische Techniken und eine nachhaltige Nachsorge erfolgreich gemeistert werden. Die Vorteile eines Gewichtsverlusts vor und nach dem Eingriff sind unbestreitbar. Eine katabole Stoffwechsellage rund um den Eingriff sollte jedoch vermieden werden. Die Kombination aus moderner Medizin und patientenzentrierter Betreuung bietet adipösen Patienten die Möglichkeit, ihre Lebensqualität nachhaltig zu verbessern.

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