Künstliches Kniegelenk: Gründe für Unzufriedenheit nach der OP

ENDOPROTHETICUM Rhein-Main / Prof. Dr. med. K.P. Kutzner

Unzufriedenheit nach künstlichem Kniegelenk (Knie-TEP)

Ein künstliches Kniegelenk ist eine der am häufigsten durchgeführten orthopädischen Operationen weltweit. Obwohl die meisten Patienten nach der Operation erhebliche Schmerzlinderung und verbesserte Funktion erleben, gibt es dennoch eine beträchtliche Anzahl von Patienten, die über Unzufriedenheit nach der Operation berichten. In diesem Blog werden die häufigsten Gründe für diese Unzufriedenheit detailliert erläutert und Strategien zur Verbesserung der Patientenzufriedenheit diskutiert.


Eigenschaften eines künstlichen Kniegelenks

Ein künstliches Kniegelenk besteht typischerweise aus mehreren Komponenten, die sorgfältig entwickelt wurden, um die Funktion des natürlichen Kniegelenks so gut wie möglich nachzuahmen. Hier sind einige wesentliche Eigenschaften:


1. Komponenten eines künstlichen Kniegelenks

  • Femurkomponente: Diese besteht aus Metall und wird an das untere Ende des Oberschenkelknochens befestigt.
  • Tibialkomponente: Diese wird auf dem oberen Ende des Schienbeinknochens befestigt und besteht ebenfalls aus Metall, oft kombiniert mit einem Kunststoffkissen zur Dämpfung.
  • Patellakomponente: Diese ersetzt die Rückseite der Kniescheibe und besteht aus Kunststoff.


2. Materialien

Die Materialien, aus denen ein künstliches Kniegelenk besteht, sind entscheidend für seine Funktion und Langlebigkeit. Üblicherweise werden hochfeste Metalle wie Titan oder Kobalt-Chrom-Legierungen sowie langlebige Kunststoffe wie Polyethylen verwendet. Diese Materialien sind biokompatibel, was bedeutet, dass sie vom Körper gut vertragen werden und eine geringe Abnutzungsrate aufweisen.


3. Bewegungsmechanik

Ein künstliches Kniegelenk soll die natürlichen Bewegungen des Kniegelenks so gut wie möglich nachahmen. Moderne Prothesen sind so konstruiert, dass sie eine volle Bewegungsfreiheit bieten und sowohl Beugung als auch Streckung des Knies ermöglichen. Einige Modelle sind speziell darauf ausgelegt, eine bestimmte Art von Bewegung oder Stabilität zu bieten, die auf die individuellen Bedürfnisse des Patienten abgestimmt ist.


4. Lebensdauer

Die Lebensdauer eines künstlichen Kniegelenks hängt von verschiedenen Faktoren ab, darunter die Aktivität des Patienten, sein Gewicht und die Genauigkeit der Implantation. Bei optimaler Pflege und unter normalen Umständen kann ein künstliches Kniegelenk 15 bis 20 Jahre oder länger halten.


Häufige Gründe für Unzufriedenheit nach einem künstlichen Kniegelenk


1. Schmerzen nach der Operation

Schmerzen nach einer Kniegelenkersatzoperation sind einer der Hauptgründe für Unzufriedenheit. Obwohl erwartet wird, dass die Schmerzen mit der Zeit abnehmen, erleben einige Patienten anhaltende oder sogar chronische Schmerzen. Diese können durch verschiedene Faktoren verursacht werden:

  • Nervenverletzungen: Während der Operation können Nerven beschädigt werden, was zu langfristigen Schmerzen führen kann.
  • Fehlplatzierung des Implantats: Ein schlecht positioniertes künstliches Kniegelenk kann zu unnatürlicher Belastung und Schmerzen führen.
  • Narbengewebe und Verwachsungen: Diese können die Bewegung des künstlichen Kniegelenks einschränken und Schmerzen verursachen.


2. Funktionelle Einschränkungen

Ein weiteres häufiges Problem ist, dass das künstliche Kniegelenk nicht die erwartete Funktionalität bietet. Patienten können enttäuscht sein, wenn sie feststellen, dass sie nicht vollständig schmerzfrei sind oder bestimmte Aktivitäten nicht mehr ausführen können. Zu den häufigsten funktionellen Einschränkungen gehören:

  • Bewegungseinschränkungen: Manche Patienten können ihr künstliches Kniegelenk nicht vollständig beugen oder strecken.
  • Instabilität: Ein Gefühl der Unsicherheit oder Instabilität kann besonders bei Aktivitäten wie Treppensteigen auftreten.
  • Kraftverlust: Trotz intensiver Physiotherapie berichten einige Patienten von einem anhaltenden Kraftverlust im betroffenen Bein.


3. Psychosoziale Faktoren

Psychische und soziale Faktoren spielen eine wichtige Rolle bei der Wahrnehmung des Operationserfolgs. Patienten mit vorbestehenden psychischen Erkrankungen wie Depressionen oder Angststörungen haben ein höheres Risiko für postoperative Unzufriedenheit. Unrealistische Erwartungen und mangelnde Unterstützung durch Familie und Freunde können ebenfalls zur Unzufriedenheit beitragen.


4. Patientenspezifische Faktoren

Bestimmte Patientengruppen haben ein erhöhtes Risiko für Unzufriedenheit nach der Operation:

  • Jüngere Patienten: Mit zunehmendem Alter sinkt das Risiko für Unzufriedenheit und schlechtere Ergebnisse mit einem künstlichen Kniegelenk.
  • Patienten mit Komorbiditäten: Begleiterkrankungen wie Diabetes und Fettleibigkeit können den Heilungsprozess verlangsamen und das Risiko für Komplikationen erhöhen.
  • Patienten mit hoher präoperativer Schmerzmedikation: Patienten, die vor der Operation starke Schmerzmittel benötigten, haben oft eine schlechtere Schmerzkontrolle nach der Operation.


5. Implantatspezifische Faktoren

Die Art und Qualität des verwendeten künstlichen Kniegelenks können ebenfalls die Zufriedenheit beeinflussen:

  • Verschleiß des Implantats: Mit der Zeit kann das künstliche Kniegelenk verschleißen, was zu Schmerzen und Funktionsverlust führt.
  • Reaktionen auf das Material: Einige Patienten können allergisch auf die Materialien des Implantats reagieren, was zu Entzündungen und Schmerzen führt.


6. Chirurgische Faktoren

Die Erfahrung und Technik des Chirurgen spielen eine entscheidende Rolle für das Operationsergebnis. Technische Fehler wie eine falsche Ausrichtung des künstlichen Kniegelenks oder unzureichende Weichteilbalance können zu Schmerzen und Funktionsstörungen führen.


Strategien zur Verbesserung der Zufriedenheit

Um die Zufriedenheit der Patienten mit einem künstlichen Kniegelenk zu verbessern, sind mehrere Strategien notwendig:

  • Präoperative Aufklärung: Patienten sollten realistische Erwartungen hinsichtlich der Ergebnisse des künstlichen Kniegelenks haben.
  • Optimierung der chirurgischen Technik: Eine sorgfältige Planung und Durchführung der Operation kann Komplikationen minimieren.
  • Multimodale Schmerztherapie: Eine effektive Schmerzbehandlung, die verschiedene Ansätze kombiniert, kann die postoperative Schmerzbewältigung verbessern.
  • Rehabilitation und Physiotherapie: Eine strukturierte Nachsorge ist entscheidend für die Wiederherstellung der Funktionalität und Stärke des künstlichen Kniegelenks.
  • Psychosoziale Unterstützung: Die Behandlung psychischer Erkrankungen und die Bereitstellung von Unterstützung durch Familie und Freunde können die postoperative Zufriedenheit verbessern.


Fazit

Ein künstliches Kniegelenk bietet vielen Menschen eine deutliche Verbesserung der Lebensqualität, indem es Schmerzen lindert und die Beweglichkeit verbessert. Dennoch gibt es verschiedene Gründe für postoperative Unzufriedenheit, die von Schmerzen über funktionelle Einschränkungen bis hin zu psychosozialen Faktoren reichen. Durch eine umfassende Aufklärung, sorgfältige chirurgische Technik und eine strukturierte Nachsorge können die Ergebnisse für Patienten mit einem künstlichen Kniegelenk jedoch deutlich verbessert werden.

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