Wie gelingt die Unterscheidung von Rückenschmerzen und Hüftschmerzen?

ENDOPROTHETIUM Rhein-Main / Prof. Dr. med. K.P. Kutzner

Rücken und Hüfte: warum die Schmerzen sich ähneln

Rücken- und Hüftschmerzen gehören zu den häufigsten Beschwerden in der orthopädischen Praxis. Beide Schmerztypen äußern sich oft mit ähnlichen Symptomen, was die Unterscheidung erschwert. Eine exakte Diagnose ist jedoch essenziell, um die richtige Therapie einzuleiten und langfristige Beschwerden zu vermeiden. Dieser Beitrag beleuchtet die verschiedenen Ursachen, Symptome, Diagnosetechniken und Therapiemöglichkeiten, um Betroffenen und Medizinern eine klare Orientierung zu geben.


Anatomie von Rücken und Hüfte

Der Rücken

Der menschliche Rücken besteht aus mehreren anatomischen Strukturen:

  • Wirbelsäule: Unterteilt in Hals-, Brust-, Lendenwirbelsäule, Kreuz- und Steißbein.
  • Muskulatur: Tiefe und oberflächliche Muskeln sorgen für Stabilität und Bewegung.
  • Nerven: Die Spinalnerven treten aus der Wirbelsäule aus und versorgen die umliegenden Strukturen.


Die Hüfte

Die Hüfte umfasst:

  • Hüftgelenk: Ein Kugelgelenk, das aus Oberschenkelkopf und Beckenpfanne besteht.
  • Muskulatur: Die Glutealmuskulatur und die Adduktoren unterstützen Beweglichkeit und Stabilität.
  • Nervale Strukturen: Der Ischiasnerv verläuft nahe am Hüftgelenk und kann Beschwerden verursachen.

Da beide Regionen eng miteinander verbunden sind, können Schmerzen sowohl im Rücken als auch in der Hüfte auftreten oder ausstrahlen.


Häufige Ursachen von Rücken- und Hüftschmerzen

Ursachen von Rückenschmerzen

  1. Bandscheibenvorfälle: Hervorstehende Bandscheiben drücken auf Nervenwurzeln.
  2. Spinalstenose: Eine Verengung des Wirbelkanals verursacht Schmerzen und Taubheitsgefühle.
  3. Muskelverspannungen: Häufig durch Fehlhaltungen oder Überbelastung.
  4. Arthrose: Abnutzung der kleinen Wirbelgelenke führt zu Steifheit und Schmerzen.


Ursachen von Hüftschmerzen

  1. Hüftarthrose: Verschleiß des Hüftgelenks.
  2. Hüftimpingement (FAI): Mechanische Probleme durch Fehlform von Hüftkopf oder -pfanne.
  3. Bursitis trochanterica: Entzündung des Schleimbeutels im Hüftbereich.
  4. Sehnenentzündungen: Häufig ausgelöst durch Überbelastung oder ungesunde Bewegungsmuster.


Unterschiede in der Schmerzpräsentation

Typische Merkmale von Rückenschmerzen

  • Lokalisation: Schmerzen treten häufig im unteren Rücken (Lendenwirbelsäule) auf.
  • Ausstrahlung: Mögliche Ausstrahlung über das Gesäß bis in die Beine (Ischiasschmerzen).
  • Charakter: Dumpfer oder ziehender Schmerz, der sich bei bestimmten Bewegungen verstärkt.
  • Begleiterscheinungen: Kribbeln oder Taubheit in den Beinen.


Typische Merkmale von Hüftschmerzen

  • Lokalisation: Vorderseite des Oberschenkels oder Leistenschmerzen.
  • Ausstrahlung: Manchmal in das Gesäß oder das Knie.
  • Charakter: Schmerzen beim Gehen, Sitzen oder Treppensteigen.
  • Begleiterscheinungen: Eingeschränkte Beweglichkeit der Hüfte.


Diagnoseverfahren zur Unterscheidung von Rücken- und Hüftschmerzen

Anamnese

Ein ausführliches Gespräch klärt:

  • Beginn, Dauer und Intensität der Schmerzen.
  • Triggerpunkte und Faktoren, die den Schmerz lindern oder verschlimmern.
  • Vorerkrankungen wie Arthrose oder Bandscheibenprobleme.

Klinische Untersuchung

  1. Palpation: Abtasten der Wirbelsäule und der Hüftgelenke.
  2. Bewegungstests:
  • Thomas-Test: Zur Überprüfung der Hüftflexion.
  • Schober-Test: Zur Beurteilung der Beweglichkeit der Lendenwirbelsäule.
  1. Kraft- und Sensibilitätstests: Auf Nervenreizungen hinweisend.

Bildgebung

  1. Röntgen: Zur Beurteilung von Knochenschäden oder Arthrose.
  2. MRT: Zur detaillierten Untersuchung von Weichteilen, Nerven und Bandscheiben.
  3. Ultraschall: Besonders geeignet zur Untersuchung von Schleimbeuteln und Sehnen.


Schmerzausstrahlung als diagnostischer Hinweis

Eine Schmerzausstrahlung kann sowohl von der Hüfte als auch vom Rücken ausgehen. Wichtige Punkte zur Differenzierung:

Schmerzausstrahlung bei Rückenproblemen

  • Ischiasschmerzen verlaufen entlang des hinteren Oberschenkels bis zur Wade.
  • Schmerzen verstärken sich oft beim Sitzen oder bei Vorwärtsbewegungen.
  • Neurologische Symptome (z. B. Kribbeln) sind ein häufiges Begleitsymptom.


Schmerzausstrahlung bei Hüftproblemen

  • Schmerzen ziehen meist über die Leiste zur Vorderseite des Oberschenkels.
  • Treppensteigen oder Hüftrotation verstärkt die Beschwerden.
  • Oft keine neurologischen Symptome.


Behandlung von Rücken- und Hüftschmerzen

Konservative Therapieansätze

  • Physiotherapie:
  • Stärkung der Muskulatur zur Stabilisierung von Rücken und Hüfte.
  • Mobilisation eingeschränkter Gelenke.
  • Schmerzmanagement:
  • NSAR (nichtsteroidale Antirheumatika) zur Linderung von Entzündungen.
  • Lokale Injektionen bei starken Beschwerden.
  • Ergotherapie: Optimierung von Bewegungsmustern im Alltag.


Operative Therapie

  • Bandscheibenoperationen: Zur Druckentlastung bei Bandscheibenvorfällen.
  • Endoprothesen: Bei stark fortgeschrittener Hüftarthrose kann ein künstliches Gelenk die Lebensqualität verbessern.


Fazit

Die Differenzierung zwischen Rücken- und Hüftschmerzen erfordert eine sorgfältige Diagnostik, da die Symptome ähnlich sein können. Durch eine umfassende Anamnese, klinische Tests und gezielte Bildgebung kann die Ursache der Beschwerden eingegrenzt werden. Eine frühzeitige und richtige Therapie trägt entscheidend zur Schmerzlinderung und Verbesserung der Lebensqualität bei.

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